Wenn es nach Prof. Gerald Hüther geht, gehört das Schulsystem, wie wir es heute kennen und praktizieren, in den tiefsten Sondermüll – denn es bildet nicht Menschen, sondern Maschinen, die stumpfsinnig Matheformeln auswendig lernen.

Pflichterfüller sind out – kreative Querdenker mit Sozialkompetenz sind in

Doch brave Pflichterfüller und Auswendiglerner werden in unserer heutigen Zeit nicht mehr gebraucht. Eigensinn, Kreativität, Querdenkertum und soziale Kompetenz sind diejenigen Fähigkeiten, auf die es heute in viel stärkerem Maß als im vorigen Jahrhundert ankommt. All das kann man aber nicht auswendig lernen und auch nicht unterrichten oder durch Leistungskontrollen messen. Auf die Herausbildung all dieser besonderen Fähigkeiten sind unsere Schulen nicht vorbereitet. Darauf kam es in der Lebens- und Berufswelt des vorigen Jahrhunderts nicht so sehr an. Was in unseren Schulen gegenwärtig vermittelt wird, reicht also nicht, um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft zu sichern.

Jedes Kind könnte etwas besonderes sein

Jedes Kind, doziert Hüther, könnte etwas Besonderes werden. Das Lehrsystem sei aber so beschaffen, dass es für viele dumm laufe. „Wir bleiben also Kümmerversionen dessen, was wir sein könnten.“ Als Beleg nennt er den Dogmenwechsel zum Thema Trisomie 21. Früher wurden diese „Mongos“ als ziemlich unbildbar aussortiert. Heute werden Lehrmethoden der Interaktion angewandt. Ergebnis: Trisomie 21 ist keine unüberwindliche Hürde zur Matura, auch nicht zum Uni-Abschluss.

„Lernen muss unter die Haut gehen – wenn es das nicht tut, dann merkt sich das Hirn nix. Wenn es mich angeht, wenn es mich betrifft, dann gehen die emotionalen Zentren im Mittelhirn an. An den Enden kommen die neuroplastischen Botenstoffe heraus und die schütten wie eine Gießkanne ein Gefühl von high aus.“

Gleichzeitig zu dieser Euphorie düngen diese Botenstoffe Netzwerke im Gehirn und regen Verschaltungen an, bringen Eiweiße dazu, Kontakte zu knüpfen. Hüther: „Deswegen werden wir in den Dingen, die uns Freude machen immer besser.“

Wann macht Lernen richtig Lust auf mehr?

Auf der Suche nach Potenzialentfaltung an Schulen

Acht Jugendliche besuchen sieben Schulen an vier Tagen auf der Suche nach Potenzialentfaltung an Schulen.

Lernen ist also ein „begeisterungstechnisches Problem“. Und begeistern könne man sich schwer an sich selbst, das klappe am besten in sozialen Gefügen, dort, wo Zugehörigkeit und Verbundenheit besteht. So kriege man die Gießkanne im Kopf an. In Räumen, die einladen, mit Menschen, die einladen und die den gleichen Wunsch haben, nämlich diese Gießkanne im Kopf anzustellen.

Das seien positive Lernerfahrungen. Öfters gemacht, werden sie zu Haltungen. „Ermutigen und inspirieren“ nennt Gerald Hüther als Zauberworte.

98% aller Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%. Leistung als Fetisch der Wettbewerbsgesellschaft ist weltweit zum unerbittlichen Maß aller Dinge geworden. Doch die einseitige Ausrichtung auf technokratische Lernziele und auf die fehlerfreie Wiedergabe isolierter Wissensinhalte lässt genau jene spielerische Kreativität verkümmern, die uns helfen könnte, ohne Angst vor dem Scheitern nach neuen Lösungen zu suchen. Dies zeigt uns die Filmdokumentation „Alphabet“ in beeindruckender Klarheit.

 

Schulen der Zukunft

Mit ihrer Initiative SCHULEN DER ZUKUNFT für eine Kultur der Potenzialentfaltung an allen Schulen im deutschsprachigen Raum fordern Gerald Hüther und Daniel Hunziker das Extreme – einen vollständigen Kulturwandel im System Schule. Bekanntlich muss man über das Ziel hinausschießen, um es zumindest teilweise zu erreichen. Schon jetzt hat Gerald Hüther Bewegung in die Debatte um das System Schule gebracht und das ist  gut, denn die Richtung stimmt.

Ist es also nicht die Aufgabe der Erziehung, euch von Angst zu befreien, anstatt euch nur darauf vorzubereiten, bestimmte Prüfungen abzulegen, wie notwendig das auch sein mag? Das sollte im Grunde das wichtigste Ziel der Bildung und jedes Lehrers sein: euch von klein auf zu helfen, vollkommen frei von Angst zu sein, damit ihr als intelligente Menschen in die Welt hinausgeht, voll echtem Unternehmungsgeist. Wo Angst ist, kann keine Initiative im schöpferischen Sinne existieren. Die Fähigkeit aus eigenem Empfinden zu handeln bedeutet in diesem Sinne, etwas Neues, Eigenständiges zu tun – es spontan und natürlich zu tun, ohne angeleitet, gezwungen oder kontrolliert zu werden. (Die Flamme des Lernens  – Jidu Krishnamurti)

 

Quelle:

http://derstandard.at/1385170113962/Lernen-Die-Giesskanne-der-Freude-im-Gehirn

http://mobil.derstandard.at/1334368981969/Hirnforscher-Schule-produziert-lustlose-Pflichterfueller

http://www.schulen-der-zukunft.org/

http://www.jkrishnamurti.de/FdL01-2.881.0.html
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